Im politischen Alltag braucht man immer auch einen Anhaltspunkt, worauf hingearbeitet werden soll. Die Verhinderung einer Wiedereinführung des Nachtzuschlags oder die Senkung der Kehrichtgebühren in meiner Gemeinde reichen mir einfach nicht. Da braucht es doch grössere Visionen.

Ohne Utopien würden wir wohl immer noch in Höhlen leben oder zumindest jeden Tag 15 Stunden arbeiten. Arbeiten unter miserabelsten Bedingungen, ohne Ferien, geschweige denn einer Unfallversicherung oder Altersvorsorge. Ah ja, und politische Mitsprache hätten wir auch nicht – ausser wir kämen aus adligem Hause.

Es braucht Utopien, sonst bleibt die Welt stehen.

Die Geschichte lehrt uns: Es braucht Utopien, sonst bleibt die Welt stehen. Und die aktuelle Situation zeigt uns, dass ein gesellschaftlicher Wandel dringend notwendig ist. Und damit das mit dem Wandel irgendwann auch klappt, haben wir uns die Zeit genommen, Forderungen auszuarbeiten. Forderungen, die vielleicht ein bisschen länger brauchen als 10 Jahre, bis sie umgesetzt werden. Forderungen, die dafür Diskussionen anregen und das aktuell herrschende System in Frage stellen.

Dass es in der Geschichte auch unschöne Beispiele gibt, was bei der Verwirklichung von Utopien geschehen kann, streite ich nicht ab. Trotzdem lehnen wir ja zum Beispiel aber auch nicht einfach mal grundsätzlich die grossen Religionen ab, obwohl durch sie alle fanatische Sekten hervorgebracht wurden.

Für mich stellt sich deshalb die Frage, ob wir also tatsächlich aufhören sollen, für eine bessere Welt zu kämpfen. Denn ich bin ganz klar nicht einverstanden mit dem aktuellen System, das nur auf das Streben nach Profit ausgelegt ist und in dem ein rauer Wettbewerb tobt. Ein System, in dem den Verlierer*innen unterstellt wird, sie hätten sich halt nicht genügend angestrengt.