In einem Interview hat Monica Gschwind ihre Haltung zu den Sparmassnahmen dargelegt. Sicher sind nicht alle auf ihrem Mist gewachsen, trotzdem hat sie zu der Baselbieter Bildungspolitik schon fragwürdige Dinge gesagt, so in „20 Minuten“ zur steigenden Lehrabbruchquote: die Lernenden seien zu wenig leistungsbereit. Ist das ihr Ernst? Viele Lernende leisten unbezahlt Überstunden, verrichten berufsfremde Arbeiten und werden von ihren Lehrmeistern als billige Arbeitskraft angesehen. Daneben müssen sie volle Leistung in der Berufsschule erbringen und dafür auch noch die Freizeit zur Prüfungsvorbereitung verwenden. Ist es nicht verständlich, dass die Lernenden diesem physischen und psychischen Druck irgendwann nicht mehr gewachsen sind? Das Berufsbildungsamt des Kantons Baselland lässt verlauten, dass sich nur selten Lernende bei ihnen beschweren. Wenn wir im Rahmen unserer „Fight for your rights“-Kampagne an den Berufsschulen unterwegs sind, so bekommen wir sehr wohl zu hören, dass Unzufriedenheit unter den Lernenden herrscht. Spannend ist, dass das Berufsbildungsamt den Grund, weshalb sich so wenige bei ihnen melden, sogar kennt: Viele Lernende befürchten, es stecke mit den Lehrmeistern unter einer Decke. Ein Amt, das Anlaufstelle sein sollte für Beschwerden Lernender, aber nicht vertrauenswürdig wirkt, ist problematisch. Frau Gschwind schaffe bitte zuerst Transparenz darüber, wie die Verhältnisse in den Berufslehren wirklich sind und bilde sich dann ein Urteil aufgrund der Fakten. Von ihr als Bildungsdirektorin erwarten wir, dass sie die Probleme und Anliegen beider Seiten aufnimmt und daraus gehaltvolle Schlüsse ziehen kann und nicht nur aus unternehmerischer Sicht auf Lernende eindrischt.